Die Sinne des Hundes

Hunde sind lernfähige, soziale Lebewesen und die Schaltzentrale
befindet sich im Gehirn.

Das Gehirn
Domestizierte Tiere wie das Rind, die Katze oder der Hund haben immer ein kleineres Gehirn als ihre Wildform. So hat auch der Haushund (canis familiaris) ein kleineres Gehirn als der Wolf (canis lupus). Beim Schwein ist der Verlust am größten- mit 35%. Bei der Katze mit 25% am geringsten und unser Hund liegt mit 30% in der Mitte.Das Gehirn besteht aus dem Großhirn, dem Kleinhirn und dem Hirnstamm. Im Verhältnis zum Körpergewicht ist das Gehirn des Hundes kleiner, als das des Menschen. Gehirn eines mittelgroßen Hundes ~ 150g, Gehirn eines Menschen ~ 1500g. Das macht Hunde aber nicht "dümmer" als Wölfe oder Menschen.Hat man früher angenommen, die Welpen sind nur hilflos, weil sie nicht sehen und
hören können, so weiß man heute, dass das Gehirn nur im Ansatz vorhanden ist, das aber schon als Embryo schon die ersten Eindrücke speichern kann, z.B. durch Streicheln der tragenden Hündin. Der neugeborene Welpe hat noch keine Hirnströme und öffnet am 9.-12. Tag die Augen und fängt mit 15.-20. Tagen an zu hören. Mit ca. 8 Wochen ist das Gehirn voll ausgereift, aber volle Gehirnleistungen ist erst mit 3 oder 4 Monaten zu erwarten.Natürlich speichert es noch ein ganzes Leben lang, nur wie groß die Speicherkarte ist,
das entscheidet sich in den ersten Monaten. Und alles was da erlernt und erlebt wurde ist fest eingebrannt. Um verstehen zu können, wie der Hund die Welt erfasst, sollten wir wissen, dass er in einer völlig anderen Sinneswelt lebt als wir.

Kritik am Sprühhalsband

Köpfchen statt Knöpfchen…

…das gilt auch für die viel gepriesenen Sprühhalsbänder, die in verschiedenen Ausführungen den Markt erobert haben. Spätestens seit uns Hundenanny Katja Geb-Mann allwöchentlich im deutschen Fernsehen vorführt, wie jeder Hund, ganz gleich welches Problem er seinen Haltern vermeintlich oder tatsächlich bereitet, mit Einsatz einer Fernbedienung in das Verhalten gepresst werden kann, das Herrchen oder Frauchen beliebt, finden die Halsbänder, die einen angeblich völlig harmlosen Spraystoß von sich geben, steigenden Absatz.

Maskierter Müll

Von Nils Klawitter
Spiegel 26. Juli 2010

Kaum ein Wirtschaftssektor hat die Krise so gut überstanden wie die milliardenschwere Heimtierbranche. Doch nicht alles, was sie verkauft, ist auch zum Wohl von Hund und Katze.
Toska, ein leicht adipöser Mops, möchte für den Sommer "etwas Maritimes". Das behauptet zumindest seine Besitzerin. In der Hamburger Hundeboutique Koko von Knebel begutachtet sie einen Body mit Piratenmotiven.
Der Laden liegt in bester Lage, zu Prada und Chanel ist es nicht weit. Dependancen gibt es auf Sylt und in Marbella. Die Krise, sagt Geschäftsführerin Friederike von Knebel, spüre sie kaum, "es geht gleichmäßig aufwärts". Wäsche aus Biobaumwolle verkauft sich genauso wie Sonnenbrillen oder der Hundesmoking "Majestic". Nachgefragt werde auch das mit Swarovski-Steinen bestückte Hundebett für 12.999 Euro. "Wir nennen es Lounge."
Etwas irritiert sei ihre Kundschaft nur beim Futter. Bestimmte Inhaltsstoffe müssten ja gar nicht deklariert werden, empört sich Knebel. Ihre Kunden verfütterten deshalb mehr und mehr Babynahrung. Da das aber für Tiere "nicht so gesund" sei, biete ihr Unternehmen nun eigenes Biofutter an - in Lebensmittelqualität. "Da können Sie getrost den Löffel reinstecken."
Wenn es um ihre Haustiere geht, kennen manche Menschen kaum noch Grenzen. In den vergangenen Jahren entwickelte sich der Heimtiermarkt zu einem industriellen Komplex, der immer groteskere Züge annimmt.
57 Milliarden Dollar schwer ist der weltweite Heimtiermarkt. Das ist mehr, als nötig wäre, um die extreme Armut in der Welt zu halbieren, so Erik Assadourian vom Worldwatch Institute in Washington.

Altersberechnung

Früher galt die Faustregel: 1 Hundejahr sind 7 Menschenjahre. Das stimmt so nicht ganz, denn Altern wird zumeist genetisch bestimmt. Grosse Rassen werden zwar langsamer erwachsen, altern aber schneller als kleine. Artgerechte Haltung spielt eine große Rolle, wie die Ernährung (Fettleibigkeit verkürzt das Alter). Sowie auch die tierärztliche Versorgung und regelmäßige Check- Ups.
Die unten stehende Tabelle wurde zum ersten Mal im Journal der amerikanischen Verterinärmedizinischen Gesellschaft veröffentlicht und gilt für mittelgroße Hunde. Sie ist das Ergebnis jahrelanger Forschungen, bei denen objektive Alterskriterien wie Stoffwechselfunktionen und Zellerneuerung berücksichtigt wurden.

Es geht daraus hervor, dass Hunde nicht „gleichmäßig” altern, sondern in den ersten beiden Jahren besonders schnell, ab dann jedoch langsamer als bisher angenommen.

Nach dem zweiten Lebensjahr könnte man jedoch sagen, ein Menschenjahr entspricht etwa 4-5 Hundejahren. Bei Riesenrassen gilt die alte Regel. Mit einem Jahr setzt man 12
Menschenjahre an und ab dann 7 Jahre.

Hundealter Menschenalter
5 Monate 10 Jahre
8 Monate 13 Jahre
1 Jahr 15 Jahre
2 Jahre 24 Jahre
4 Jahre 32 Jahre
6 Jahre 40 Jahre
8 Jahre 48 Jahre
10 Jahre 56 Jahre
12 Jahre 64 Jahre
14 Jahre 72 Jahre
16 Jahre 80 Jahre
18 Jahre 88 Jahre


"Warum Over-Entertainment mehr schadet als nutzt"

In einem großen Hundeforum gibt es den Thread „Was habt Ihr heute mit Euren Hunden gemacht?“ Dort wetteifern die Nutzer, wer seinen Hund mehr entertained: 
„Morgens anderthalb Stunden Spaziergang mit ein bisschen Apportieren, mittags kleine Schnüffelspielchen im Garten, abends eine Runde Agility auf dem Hundeplatz und abends noch eine „kleine“ Löserunde von einer Stunde mit ein paar Unterordnungsübungen.“, solche Beschreibungen finden sich dort zuhauf.

Ein Traum-Hundeleben?

In Diskrepanz zu diesem scheinbaren Traum habe ich zunehmend mehr Hunde im Training, die nervös sind, hibbelig, nicht abschalten können. Die keine Ruhe finden, Fehlverhalten entwickeln, Bewegungsreizen hinterhergehen - ungeachtet, ob es Schmetterlinge, rollende Bälle oder Radfahrer sind. Die beim Spaziergang völlig außenfokussiert sind und für ihren Besitzer nicht ansprechbar.

Zufall? Mit Sicherheit nicht.

Ich behaupte, das größte Problem ist, dass Hunde heutzutage zu viel beschäftigt werden.
Während Hunde vor einiger Zeit vor allem das Bewachen von Haus und Hof zur Aufgabe hatten und sonst nur „nebenher“ gelaufen sind, haben sie an Bedeutung als Sozialpartner und Familienmitglied gewonnen. Als solche möchten wir sie selbstverständlich zufrieden stellen und ihren (vermeintlichen) Bedürfnissen nachkommen. So gehen wir davon aus, dass unsere Vierbeiner, damit sie sich nicht langweilen (und weil es dem Menschen natürlich auch Spaß macht), ordentlich Programm brauchen.

Montags Agility, Dienstags Obedience, Mittwoch Mantrailing, Donnerstag Apportieren, am Freitag eine Stunde Hundeschule….und daneben noch Spaziergänge, auf denen die Vierbeiner ebenfalls beschäftigt werden - das ist keine Seltenheit. 
Gerade Besitzer von „Arbeitshunden“, die als Familienhunde an Beliebtheit gewonnen haben, bekommen früh gesagt: „Oh, DEN musst Du aber auslasten.“ Ja, das ist richtig.

Auslastung ist wichtig. Ruhephasen aber genauso. Und das ist der entscheidende Knackpunkt.

Das Ruhebedürfnis eines Hundes liegt bei ca. 17-20 Stunden pro Tag. Diese Zeit braucht der Hund zur Regeneration, damit das körpereigene Stresssystem „herunterfahren“ kann und ein Hund ausgeglichen ist. Zu viel und zu schnelle Auslastung fahren einen Hund „hoch“ - hat er zu wenig Ruhezeit, kann das Gehirn kein chemisches Gleichgewicht herstellen - der Hund wird unausgeglichen und findet keine Ruhe. 
Die verbleibende Wachzeit von 4 - 7 Stunden ist wohlgemerkt aber nicht gleichzusetzen mit Aktivitätszeit, in der der Hund beschäftigt werden sollte.
Zur Wachzeit zählen auch Phasen, in denen der Hund in der Wohnung mit seinem Menschen die Räume wechselt, draußen im Garten liegt und Außenreize wahrnehmen und darauf reagieren kann etc.Ruhephasen hingegen zeichnen sich dadurch aus, dass der Hund auch wirklich ruht und nicht immer wieder mit Reizen konfrontiert wird. Das heißt, dass ein Hund, der an den Arbeitsplatz mitgenommen wird, dort nicht unbedingt seinem Ruhebedürfnis nachkommen kann.

Häufig haben Hundehalter, wenn sie einen hibbeligen Hund haben, das Gefühl, sie müssten ihn noch mehr auslasten. Also wird der Spaziergang verlängert, oder eine zusätzliche Aktivität eingebaut. Oftmals sind die Halter verwundert, dass auch mit diesen Maßnahmen der Hund noch nicht ausgelastet genug scheint, und nehmen weitere Aktivitäten dazu. 
Dabei ist das Problem oft nicht, dass der Hund zu wenig macht, sondern schon längst zu viel. Durch weitere Aktivitäten bekommt der Hund noch weniger Ruhe - und sein Stresssystem kann sich noch weniger regenerieren. Die Symptome verschlimmern sich immer weiter.

Was der Weg aus der Problematik ist?

Zunächst einmal sollte das tägliche Programm deutlich reduziert werden: 
Kleinere Runden, weniger Aktivitäten, längere Ruhephasen. Lassen Sie Ihren Hund auf Spaziergängen auch einfach mal Hund sein und in Ruhe „Zeitung“ lesen, beschäftigen Sie ihn nicht zusätzlich mit Spielzeugen, Unterordnungsübungen etc. 
Des Weiteren sollten Sie kontrollieren, dass Ihr Hund im Haus auch wirklich zur Ruhe kommt, z.B. durch das Schicken auf eine Decke oder gegebenenfalls den Einsatz eines Kennels. 
Schnelle Spiele (besonders Ball-/Frisbeespiele) sollten durch wohl dosierte, ruhige Teamarbeit oder Schnüffelspiele ersetzt werden. Schnelles Agility kann durch ruhige Gerätearbeit ersetzt werden.

Viele Halter machen sich Sorgen, dass Ihr Hund diese Umstellung nicht ertragen kann, ohne völlig aufzudrehen. Es kann tatsächlich kurz zu einer „homöopathischen Erstverschlimmerung“ in den ersten Tagen kommen. Halten Sie trotzdem dieses Programm mehrere Wochen durch! Sie werden überrascht sein, dass Ihr Hund, statt aufzudrehen, darunter entspannen kann. Auf Dauer kann das Programm dann wieder langsam und wohl dosiert (!) erhöht werden. Wenn Sie merken, dass Ihr Hund wieder unruhiger wird, reduzieren Sie es wieder.

Prophylaktisch können Sie immer mal „Langeweile-Tage“ einbauen, an denen Sie nur kurze Runden ohne viel „Bespaßung“ mit Ihrem Hund gehen. Auch solche Tage sollten von Ihrem Hund auszuhalten sein, ohne, dass er „nörgelig“ wird. Dabei brauchen Sie auch kein schlechtes Gewissen zu haben - ganz im Gegenteil - denn: 
1.) Ist für uns auch nicht jeder Tag ein Sonntag. Auch wir haben Tage, die nicht unseren Traumvorstellungen entsprechen(z.B. Arbeitstage „wink“-Emoticon ) und müssen uns mit diesen arrangieren - das darf Ihr Hund somit also auch. 
2.) Tun Sie sich selbst damit einen Gefallen z.B. für den Fall, dass Sie einmal krank sind und für einige Tage keine größeren Runden gehen können. Hat Ihr Hund gelernt, dass es auch Tage ohne viel Action gibt, kann er dieses besser tolerieren, ohne, dass er Ihnen die Wohnung umgestaltet.

Wie viel Aktivität einem Hund generell gut tut, kann nicht pauschal gesagt werden und ist im Einzelfall zu prüfen. Einige Hunde sind extrem schnell „hochzufahren“, bei diesen sollte besonders auf nur kurze Aktivitätsphasen und hingegen lange Ruhephasen geachtet werden. 
Andere Hunde können hervorragend zur Ruhe kommen - bei diesen ist die Gefahr geringer, dass sie zu „Beschäftigungsjunkies“ werden.

Wenn Sie einen Hund haben, der generell sehr hibbelig ist, trotz allerlei Auslastung nicht zur Ruhe kommt, scheinbar immer mehr fordert oder gar problematisches Verhalten entwickelt, begehen Sie nicht den Fehler, weiteres Programm „aufzufahren“.

Möglicherweise machen Sie nicht zu wenig - sondern in gutem Glauben zu viel.

(c) Johanna Pelz, www.miteinanderlernen.de 
(Der Text darf unter Angabe des Copyrights (!) gerne geteilt werden)

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